Badische Zeitung 13.07.2017

Der Stabwechsel wird verschoben

Zimmermann bleibt vorerst am Ruder des Gewerbevereins Staufen.


Noch kann er die Tür nicht hinter sich schließen: Helmut Zimmermann führt den Gewerbeverein Staufen vorerst weiter. Foto: Gabriele Hennicke

STAUFEN. Die geplante Stabübergabe ist verschoben. Helmut Zimmermann bleibt zunächst Vorsitzender des Gewerbevereins Staufen. Zimmermanns designierter Nachfolger, der bisherige Zweite Vorsitzende Wolfgang Dorst, war am Tag vor der Sitzung akut erkrankt und hatte um die Verschiebung der Wahl gebeten. Sie wird vermutlich im September nachgeholt. Die Mitgliederversammlung fand dennoch statt.

168 zahlende Mitglieder hat der Gewerbeverein derzeit, 85 von ihnen sind zudem in der Werbegemeinschaft, die die zahlreichen Veranstaltungen des Vereins wie "Blühendes Staufen", "Wein und Musik", Weihnachtsmarkt und Staufener Lichternacht organisiert. Die Mitglieder der Werbegemeinschaft zahlen einen zusätzlichen Beitrag, der laut Zimmermann seit 2008 nicht erhöht wurde. Vier neue Mitglieder und zwei Abgänge verzeichnete der Verein im vergangenen Jahr.

Zimmermann nutzte die Mitgliederversammlung am Dienstagabend im Weingut Landmann auch dazu, Werbung für den Gewerbeverein zu machen: Er wies auf den Mitgliederbereich der Vereinshomepage hin, in dem die Mitglieder ihre Daten selbst pflegen könnten und der zusätzlich viele Informationen, wie Protokolle und Rechtsvorschriften, biete. Die Daten der Mitglieder der Werbegemeinschaft werden automatisch in den Staufen-Guide übernommen. Diese App mit multimedialer Stadtführung ist eine Entwicklung des Vereins. Darüber hinaus erinnerte der Vorsitzende an die Sonderkonditionen für Mitglieder des Gewerbevereins bei den Stadtwerken Müllheim Staufen und beim Primo-Verlag. Im März hatte er die erfolgreiche Arbeit des Vereins bei einer Tagung der Industrie- und Handelskammer mit dem Titel "Quo Vadis Gewerbeverein?" präsentiert.

"Stadt und Handel und Gewerbe gehören zusammen. Funktioniert der Handel, funktioniert auch die Stadt" – so lautet das Credo des scheidenden Vorsitzenden. In dieser Zusammenarbeit liege der Erfolg von beiden, so der Textilingenieur. 185 000 Euro habe der Gewerbeverein seit 2008 investiert und Zuschüsse in Höhe von 23 000 Euro von der Stadt bekommen. "Warum machen wir das", fragte Zimmermann rhetorisch und gab selbst die Antwort: "Die Stadt, das sind wir."

Die Jahresbilanz fällt positiv aus 

Bei manchen Mitgliedern wünsche er sich noch mehr Mitdenken und Kollegialität, so Zimmermann mit Blick auf Müllentsorgung und Stromversorgung bei der Veranstaltung "Wein und Musik". Der Zusammenschluss der Gemeinden Staufen, Gengenbach und Endingen zu Werbezwecken unter dem Stichwort "Die historischen Drei" sei mit Leben zu füllen. Hier gehe ihm persönlich alles zu langsam, das langsame Vorgehen sei aber so mit den beiden Partnerstädten abgesprochen, erläuterte Zimmermann. Die Resonanz innerhalb des Gewerbevereins bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück: Beim Weinfest in Gengenbach will sich kein Mitglied präsentieren, schließlich finden am selben Wochenende die Staufener Stadtgeschichten statt. Auch der Brotmarkt in Endingen wird nach jetzigem Stand ohne Staufener Aussteller stattfinden.
 
Rechner Bernhard Hirt präsentierte die Jahresrechnung und wurde anschließend – wie der gesamte Vorstand – einstimmig entlastet. 160 000 Euro umfasste der Etat im vergangenen Jahr, 42 000 Euro an Staufener Altgeld wurden ausgegeben, sowie Staufengutscheine im Wert von 20 000 Euro. Die Kasse weist einen Stand von knapp 10 000 Euro auf. Zimmermann dankte seinen Vorstandskollegen und Beisitzern, der Stadt Staufen, der Touristinformation und allen weiteren Kooperationspartnern. Ein Dank, den Bürgermeister Michael Benitz prompt zurückgab, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Stadt nicht nur Zuschüsse bezahlt, sondern auch 20 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert habe und dies auch weiterhin so halten werde.


Badische Zeitung 06.07.2017

"Nur die Bündelung der Kräfte führt zum Erfolg"

BZ-INTERVIEW mit Helmut Zimmermann, der in fünf Jahrzehnten drei Mal Vorsitzender des Gewerbevereins Staufen war und dieses Amt nun endgültig abgeben will.

STAUFEN. Helmut Zimmermann hat die Entwicklung des Staufener Gewerbevereins in den vergangenen Jahrzehnten geprägt wie kein Zweiter – seit 1974. Jetzt ist Schluss, in der Mitgliederversammlung am 11. Juli gibt er den Vorsitz ab. Im Gespräch mit Susanne Müller zog Zimmermann Bilanz.
BZ: Die Ära Zimmermann war für den Staufener Gewerbeverein zweifelsfrei eine Erfolgsgeschichte, gab es auch Enttäuschungen für Sie? Zimmermann: Enttäuschung ist eine Frage der Definition. Es gibt in jedem Leben Höhe und Tiefen. Nicht alles ist umsetzbar. Nicht jeder Gewerbetreibende hat die gleiche Sichtweise. Nicht jedes Mitglied versteht die zum Teil strengen, eng gefassten Auflagen, deren Auswirkungen in vielen Bereichen aber gerade unsere Stadt auszeichnen. Damit muss man leben und umgehen können.

BZ: Wenn Sie nun den Vorsitz abgeben, haben Sie dann alle Ziele erreicht, die Sie sich gesteckt hatten? Zimmermann: Ein klares Nein. Wir haben sehr viel erreicht. Darauf bin ich auch Stolz. Aber man muss immer daran arbeiten noch besser zu werden.

BZ: Gefühlt sind Sie schon mehr als 40 Jahre Vorsitzender, aber es gab Intervalle: von 1974 bis 1979, von 1997 bis 2001 und dann wieder von 2008 an. Wie kam das? Und sind Sie sicher, dass es kein weiteres Comeback geben wird? Zimmermann: 1971 habe ich das Geschäft meiner Mutter übernommen. Als junger Unternehmer wollte ich unsere Stadt weiter voranbringen. So habe ich 1974 für den Vorsitz des Gewerbevereins kandidiert und wurde gewählt. Eine Berufung an die Textilfachschule Nagold als Gastdozent und der Aufbau meines Betriebes veranlassten mich dazu, 1979 nicht mehr zu kandidieren. Nach zehn Jahren als Gastdozent in Nagold habe ich dann 1984 für den Gemeinderat kandidiert und wurde gewählt. Als Walter Maier nach 16 Jahren (1982 bis 1997) als Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung stand, habe ich 1997 bis 2001 nochmals die Führung übernommen. 2008 wollte Raimund Haaf nach sieben Jahren die Führung abgeben. In einer Mitgliederversammlung wurde ich, obwohl ich meinen Betrieb seit 2004 schon verpachtet hatte und somit auch kein Mitglied mehr war, vorgeschlagen und in einer sogenannten Probeabstimmung gewählt. Nach einer Bedenkzeit habe ich dann im April 2008 für das Amt kandidiert und wurde in geheimer Wahl gewählt. Ein Comeback wird es nicht geben. Ich selbst werde ja auch nicht jünger. Der Verein ist sehr gut aufgestellt. Und neue Impulse sind für jeden Verein sehr gut.

BZ: Viele Veranstaltungen des Gewerbevereins wurden von Ihnen entwickelt. Welches waren für Sie die Highlights? Zimmermann: Wir haben in den vergangen Jahren vieles geschaffen. Wir haben unser Stadtbild positiv gestaltet mit Ortseingangsbeschilderung, Parkplatzbeschilderung und -bewirtschaftung, der Innenstadtbeschilderung, Ruhezonen, Blumenkübel und Weihnachtsschmuck, um einiges zu nennen. Wir haben mit dem Staufengutschein und dem Staufen-Guide neue Zeichen gesetzt. Und wir haben mit unseren Veranstaltungen (Blühendes Staufen, Oldtimersonntag, Wein & Musik, Fabelhaftes Staufen, Weihnachtsmarkt, Lichternacht) die Einkaufsstadt Staufen weit über die Region hinaus bekannt gemacht. Das alles gehört zusammen und daher möchte ich auch nicht einen einzelnen Punkt besonders herausstellen.
BZ: Stichwort Sicherheit: Die Veranstaltungen des Gewerbevereins hatten über all die Jahre nie Negativschlagzeilen. Wie schafft man das? Zimmermann: Zunächst muss jede Veranstaltung sorgfältig und gut geplant werden. Es müssen verbindliche Vorgaben erstellt werden. Bei Tagesveranstaltungen ist die Überwachung der Vorgaben etwas leichter. Bei Veranstaltungen wie früher dem Mittelaltermarkt oder heute Wein und Musik ist es ganz wichtig, ein Ausschank-Ende festzulegen und zu überwachen, sowie für die Nachtruhe zu sorgen. Früher habe ich dies noch selbst getan und bin erst nach Hause, wenn in der Stadt Ruhe eingekehrt war. Heute ist dies so nicht mehr möglich. Seit fünf Jahren haben wir dafür professionale Security-Mitarbeiter.

BZ: Was war die größte Herausforderung? Zimmermann: In einem Gewerbeverein sind im Vergleich zu anderen Vereinen die Interessen der Mitglieder zunächst sehr unterschiedlich. Hier ist es nun die Aufgabe des Vorstandes alle Mitglieder anzusprechen, sie davon zu überzeugen, dass nur eine Bündelung aller Kräfte zum Erfolg führt. Mit der Werbegemeinschaft haben wir da eine Grundlage geschaffen. Viele haben dies verstanden aber es könnten noch einige mehr sein. BZ: Die Handelslandschaft hat sich verändert, Staufen wirbt mit einer hohen Dichte an familiengeführten Fachbetrieben. Ist das die Lösung für die Zukunft? Zimmermann: Vereinfacht könnte man sagen: Ja. Nur so einfach ist es nicht. Die Herausforderungen sind sehr vielfältig. So haben in der Vergangenheit zwei Gesetzesänderungen dem Facheinzelhandel zu schaffen gemacht. Die Lockerung der Ladenöffnungszeiten brachte für den familiengeführten Handel ein Präsenzproblem. Die Lockerung der Wettbewerbsgesetze führte zu richtigen Preisschlachten. Kein Tag vergeht ohne sogenannte Sonderangebote. In jüngster Zeit kommt nun noch der Onlinehandel hinzu. Der Handel hat aber immer Lösungen für die sich ändernden Rahmenbedingungen gefunden. Sortimentsgestaltung, Beratung und Service sind hier hervorzuheben. Dann kommt die Attraktivität der Stadt hinzu, und zwar in Form von Stadtbild und kulturellem Angebot. Hier heben wir uns von anderen Städten ab. Es ist auch sehr wichtig, dass Stadtverwaltung und Handel eng zusammenarbeiten. Wenn dies so wie in Staufen funktioniert, sehe ich für die Zukunft keine großen Probleme.

BZ: Welchen Ratschlag geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg? Zimmermann: Von Ratschlägen halte ich an dieser Stelle nicht sehr viel. Er wird seinen Weg gehen. Er wird neue Impulse einbringen. Wenn ich einen oder besser zwei Wünsche äußern darf: Erstens bitte ich die Mitglieder um die erforderliche Unterstützung meines Nachfolgers. Zweitens eine Bitte an die Bürger: Tragen Sie mit Ihrem Verhalten dazu bei, dass Staufen diese liebenswerte Einkaufstadt und Kulturstadt bleibt.


Badische Zeitung 13.07.2017

Wein, Musik, Sonne und jede Menge Spaß

Das Straßenfest des Staufener Gewerbevereins lockte am Wochenende zahlreiche Besucher an / Das Programm auf drei Open-Air-Bühnen bot viel Abwechslung.

STAUFEN. Wenn die Staufener Innenstadt zur Partymeile wird, dann ist "Wein und Musik" angesagt. Das kleine Festival unterhalb der Burg zog am Wochenende bei sonnigem Sommerwetter zahlreiche Besucher an.

Vor 20 Jahren fand "Wein und Musik" zum ersten Mal statt. Auch zur diesjährigen Auflage war der Eintritt frei. Veranstalter war einmal mehr der Gewerbeverein Staufen, der auch im Jubiläumsjahr wieder zahlreiche Bands auf die drei Open-Air-Bühnen vor dem Rathaus, beim Kronenbrunnen und am Weinbrunnen geholt hatte. 25 Stände mit Essen und Getränken sorgten dafür, dass viele Küchen zu Hause kalt bleiben konnten. Die Erzeugnisse der ortsansässigen Weingüter und Winzerhöfe ließen das Fest seinem Namen gerecht werden.

Bei der Street Show "Jugend bewegt" am Samstagnachmittag, veranstaltet vom Staufener Jugendreferat, präsentierte sich die Staufener Jugendband The Jokers mit fetzigem Rock. Aber auch Jugendbands aus der Umgebung, wie General Confusion aus Emmendingen, eine Rap-Band aus Freiburg, zwei Poetry Slammer und mehrere Tanzgruppen, machten mit. Jugendreferent Carsten Meurer war besonders stolz darauf, dass die Bands Technik nutzten, die zum größten Teil dem Staufener Jugendzentrum (Juze) gehört. Das meiste war gespendet worden.

Nachdem das unsichere Wetter und ein Regenguss am Freitagabend noch manche Besucher vom längeren Verweilen abgehalten hatten, sorgte die Sonne am Samstag und Sonntag für bestes Festivalwetter und hohen Zuspruch. Ob bei den Liverpool Beats, Rüdiger Baldaufs Jackson Trip mit Trompeter Rüdiger Baldauf oder der Band Funrise – kaum ein Besucher geriet beim Zuhören nicht unwillkürlich ins Mitwippen und Mitschnippen.

Besonders fetzig war am Samstagabend Airport in Rock: Die Band brachte im Verlauf des Abends immer mehr Leute zum Tanzen, Headbangen, selbst vereinzelte Luftgitarren kamen zum Einsatz. Spaß bereiteten auch die Sound-Vagabunden Les Clöchards.

Jazziger wurde es am Sonntag mit der Black Forest Jazz Band und ihrem Repertoire von Swing bis Latin, der Star-Dust-Jazz-Band und den Mississippi Steamboat Chickens.


 

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